Bild. Entwicklung des bibliometrisch erfassten Weltanteils (% auf Y-Achse) der deutschen Forschung vor und nach der Wende. Zum Vergleich die Weltanteile von USA und Großbritannien im Jahr 2001
Die deutsche Forschung leidet im internationalen Vergleich seit spätestens
1998 an einem Stillstand, jüngst sogar einer Leistungsabnahme. So trug sie nach
international üblichen, z.B. in „Science“ verwendeten [2] Indikatoren
(Publikationsrate der Naturwissenschaften und Medizin im Science Citation Index
SCI) noch 1998 anteilmäßig 8,0 % zu den qualitativ gehobenen Publikationen aller
Staaten bei. Seitdem schwankt ihr Anteil zwischen 7,6 und 7,9 %. Die Integration
der Forschung von BRD und DDR, die 1985-89 zusammen bei 6,5 % lag, scheint
abgeschlossen.
Der zur Zeit der Wiedervereinigung im Ausland manchmal befürchtete Aufstieg zur „Scientific
Superpower ‘Germany’“ [1] blieb aus. Deutschland erreicht nicht mehr annähernd
das überragende Leistungsniveau von vor dem 2. Weltkrieg. Mit 8 % Weltanteil an
qualitativ gehobener Forschung liegt Deutschland deutlich hinter den USA (33 %)
und sogar hinter dem kleineren Großbritannien (9 %).
Bezogen auf die Köpfe der Einwohner spielt Deutschland seit Jahren relativ weit
hinten mit. Hier führen der Reihe nach die Staaten Schweiz, Schweden, Dänemark,
Kanada, Niederlande, Finnland, Großbritannien, USA usf. Deutschland liegt an 17.
Stelle [2]. Die Mehrheit davon gibt für ihre Forschung und Entwicklung sowohl
absolut als auch pro Kopf weniger von ihrem Bruttosozialprodukt aus [2]. Demnach
würde (etwas) mehr Geld, wie es Politiker in Deutschland immer wieder in
Aussicht stellen, kaum Wesentliches ändern. – Mehr Erfolg verspricht, die besten
Forscher zu erkennen, zu benennen und zu fördern, weil sie nicht nur ein
Vielfaches wie der durchschnittliche Wissenschaftler zum weltweiten
Forschungsfortschritt beitragen und sich noch steigern können, sondern auch
anderen zu zeigen vermögen, wie man ´s macht.
1. Braun T, Glänzel W (1990) United Germany: The New Scientific
Superpower? Scientometrics 19: 513-521
2. May RM (1997) The Scientific Wealth of Nations. Science 275: 793-796