Dr. Gunther von Hagens, geborener Gunther Liebchen, steht mit seinen
Ausstellungen „Körperwelten“, in denen Plastinate Verstorbener zu besichtigen
sind, im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Ist dieser geschäftige „Anatom
mit Hut“, der 1999 ehrenhalber in Bischkek (Kirgisien) einen Professorentitel
erhielt, nur ein bloß laut klappernder Geschäftsmann, ein Mann der bloßen Schau?
Dagegen - somit für eine gewisse Substanz - spricht, dass er am seriösen
Anatomischen und Pathologischen Institut der Universität Heidelberg als
wissenschaftlicher Angestellter beschäftigt war und dort promovierte. Aber er
ist nicht mehr dort, und es gibt auch viele schlechte Wissenschaftler. Prüfen
wir, wie die Fachkollegen dazu stehen, die in qualitativ hochwertigen
Zeitschriften wie Science, Lancet oder Anatomical Record veröffentlichen.
Nach dem SCI werden Veröffentlichungen von Hagens von Fachkollegen durchaus sehr
ernst genommen. So gehen sie seit 1996 am häufigsten auf folgende Werke von ihm
ein:
74 mal G. von Hagens, K. Tiedemann, W. Kriz: "The Current Potential of
Plastination". Anatomy and Embryology (1987) 175: 411-421
44 mal G. von Hagens: "Impregnation of Soft Biological Specimens with
Thermosetting Resins and Elastomers". Anatomical Record (1979) 194: 247-255.
21 mal G. von Hagens: "Heidelberger Plastinationshefter" 160 Seiten (1985/86),
Anatomisches Institut der Universität Heidelberg, INF 307, 69120 Heidelberg.
Bild. Wie verhalten sich die Fachkollegen weltweit zu den Veröffentlichungen von Gunther von Hagens im Vergleich zu denen der habilitierten bzw. professorierten Anatomen Deutschlands?
In jedem Jahr werden seine Arbeiten von Fachkollegen mindestens so häufig
zitiert wie die des durchschnittlichen Privat-Dozenten oder Professors der
Anatomie in Deutschland
Trotz der moralischen Bedenken, die angesichts der ungeklärten Herkunft mancher
seiner exponierten Leichen aufkommen, und trotz der Schau, mit denen die
Plastinate öffentlich präsentiert werden, steht demnach auch fest, dass von
Hagens ein ideenreicher Wissenschaftler ist, der etwas Neues zum Fortschritt der
Wissenschaften beiträgt.